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Das Duale Studienmodell in Deutschland und notwendige Randbedingungen beim Transfer nach China

2020-01-07JoachimLitz

浙江科技学院学报 2020年5期

Joachim Litz

(1.Kommission für Chinesisch-deutsche Zusammenarbeit, Zhejiang Universitöt für Wissenschaft und Technik, 310023 Hangzhou, Zhejiang, China;2. Technische Hochschule Lübeck, 23564 Lübeck, Deutschland)

Inhaltsangabe:Das Duale Studienmodell verbindet die Erfahrungen aus der dualen Berufsausbildung mit der anwendungsnahen Lehre an Fachhochschulen und gleichgestellten Institutionen. Absolventinnen und Absolventen von dualen Studiengängen sind sowohl theoretisch wissenschaftlich als auch praxisnah ausgebildet und integrieren sich sehr gut in die Abläufe in Unternehmen. Sie sind in der Regel durch eine auskömmliche Ausbildungsvergütung über die gesamte Studienzeit finanziell unabhängig. üblicherweise wählen die Unternehmen ihre Studienanfänger unter den Bewerberinnen und Bewerbern aus. Entscheidungskriterien sind neben den schulischen Leistungen vor allem die sozialen Kompetenzen. Beim Transfer dieses Erfolgsmodells nach China gibt es besondere Anforderungen, die sich durch die unterschiedlichen Modelle in der beruflichen und der universitären Bildung ergeben. Stellt ein duales Studium enorme Anforderungen an die Studierenden und verlangt wegen der Doppelbelastung eine extrem hohe Leistungsbereitschaft.

Schlüsselwörter:Duales System; institutionelle Transplantation; Bildungsreform

Abstract: The dual study model in Germany combines experience of dual vocational training with application-oriented teaching at universities of applied sciences and equivalent institutions. Graduates of dual study programs are both theoretically and practically trained and integrated smoothly into the processes in companies. As a rule, they are financially independent through adequate training compensation all over the entire study period. Typically, companies select their first-year students from among the applicants, based on their academic records in the secondary school as well as their social skills in particular.When transferring this successful model to China, there are special requirements that arise from the different models in vocational and university education. A dual course of study places enormous demands on the students, which call for an extremely high level of motivation due to the double burden.

Keywords: dual system; institution transplant; education reform

Duale Studiengänge verbinden die Elemente der dualen Berufsbildung mit einem anwendungsorientierten Hochschulstudium. Begrifflich sind duale Studiengänge nicht zu verwechseln mit dem dualen Berufsbildungssystem.

Bei der dualen Berufsbildung bezieht sich das Wort ,,dual“ darauf, dass die Ausbildung an zwei Lernorten stattfindet. Bei einem dualen Studium bezieht sich das Wort ,,dual“ darauf, dass einerseits eine berufliche Ausbildung und eine akademische Hochschulausbildung gleichzeitig durchgeführt werden.

1 Berufliche Ausbildung im Dualen System

In Deutschland ist das duale System der beruflichen Bildung eine wesentliche Säule zur Sicherstellung des Fachkräftebedarfs. Die Dauer der Ausbildung dauert in der Regel dreieinhalb Jahre, in manchen Berufen auch etwas weniger. Grundsätzlich gibt es neben dem Hauptschulabschluss keine besonderen Eingangsvoraussetzungen. Die meisten Auszubildenden verfügen jedoch über einen mittleren Schulab-schluss oder über eine Hochschulzugangsberechtigung.

Die theoretischen Kenntnisse werden in einer Berufsschule vermittelt. Die korrespondierenden prak-tischen Fähigkeiten erhalten die Auszubildenden direkt im Unternehmen. Die Berufsschule hat die Aufgabe die Allgemeinbildung und die jeweilige fachliche Bildung zu fördern. Berufsschulen bilden somit den schulischen Teil(Theorie) der Berufsausbildung. Die Lehrkräfte an Berufsschulen benötigen mindestens eine abgeschlossene Berufsausbildung und ein pädagogisches Studium.

Das Unternehmen schließt mit der oder dem Auszubildenden einen Vertrag ab. Darin ist geregelt, wieviele Tage im Unternehmen(drei-vier Tage) und wieviele Tage in der Berufsschule(ein-zwei Tage) ausgebildet wird. Die Unternehmen übernehmen die Kosten der Ausbildung und bezahlen eine Ausbildungsvergütung, die sich von Jahr zu Jahr erhöht. Die Höhe der Vergütung ist nicht festgelegt, beträgt aber über die Ausbildungsdauer betrachtet durchschnittlich 1/3 des Gehalts einer ausgebildeten Fachkraft. Die Auszubildenden werden für den Besuch der Berufsschule vom Unternehmen freigestellt. Der Besuch der Berufsschule ist kostenfrei.

Berufsschulen und Unternehmen erstellen gemeinsam Rahmenlehrpläne, die inhaltlich und zeitlich mit der jeweiligen Ausbildungsordnung abgestimmt sind. Diese Ausbildungsordnung ist die rechtsverbindliche Grundlage für die berufliche Ausbildung.

Die Zuständigkeit liegt beim Bundesinstitut für Berufsbildung Bonn(BIBB), einer staatlichen Einrichtung. Die Ausbildungsordnung regelt im Wesentlichen: die Berufsbezeichnung, die Ausbildungsdauer, die beruflichen Fähigkeiten und Kenntnisse, den Ausbildungsrahmenplan(was soll wann und wie vermittelt werden, wer ist verantwortlich und wo findet die Vermittlung statt), Prüfungsanforderungen.

Die überwachung der ordnungsgemäßen Durchführung liegt bei den Kammern(Handwerkskammer, HWK/Industrie- und Handelskammer, IHK). Ihre Zuständigkeit beinhaltet: Förderung durch Beratung der Auszubildenden, Abnahme der Zwischen- und Abschlussprüfungen, Erlassen von Prüfungsordnungen, Einrichtung eines Berufsbildungsausschusses, Eignungsfeststellung der Ausbildungsbetriebe.

Von 1,3 Mio. Schulabsolventen wählten im Jahr 2018 etwa 530.000 Einsteiger eine duale Berufsausbildung. Ca. 50.000 Ausbildungsplätze konnten nicht besetzt werden und ca. 100.000 Personen fanden keinen Ausbildungsplatz[1].

Junge Menschen mit einer dualen Berufsausbildung haben in Deutschland eine gesicherte Zukunft und normalerweise einen sicheren Arbeitsplatz. Viele Absolventinnen und Absolventen einer dualen Berufsausbildung gehen anschließend in den Beruf, viele bilden sich danach noch weiter oder studieren. Um sich als Handwerker selbstständig machen zu dürfen, benötigt man in Deutschland in nahezu allen Berufssparten eine duale Berufsausbildung, eine Berufserfahrung von drei bis vier Jahren und eine Weiterqualifikation zum Meister.

2 Duales Studium

Anfang der 70er Jahre stieg die Zahl der Abiturientinnen und Abiturienten stetig an und es war absehbar, dass immer mehr junge Menschen an die Hochschulen gehen und dass dadurch die Zahl der qualifizierten Fachkräfte zu gering werden wird. Vor allem große Unternehmen schlugen vor, die berufliche Ausbildung mit den Inhalten von Hochschulen zu kombinieren, um dadurch die Ausbildung wieder attraktiver zu machen.

1974 wurden die ersten Berufsakademien gegründet. Schnell erkannte man, dass die Absolventinnen und Absolventen mit diesem Ausbildungsweg besonders gut qualifiziert sind. Dennoch dauerte es bis zum Jahr 1995, bis die Berufsakademien offiziell den Status von Hochschulen bekamen. Heute bieten sehr viele Fachhochschulen und Berufsakademien und auch einige wenige Universitäten duale Studiengänge mit Bachelor- und Masterabschluss an. Die Zahl der dualen Studiengänge steigt kontinuierlich an und duale Studiengänge sind in nahezu alle Berufssparten zu finden. Neben den technisch wirtschaftlichen Bereichen gibt es duale Studiengängen auch beispielsweise in der Pflege oder gar in der Psychologie. 2005 studierten noch 42.467 Studierende in 545 dualen Studiengängen mit 18.911 beteiligten Unternehmen. 2016 waren es bereits 100.739 Studierende in 1.592 Studiengängen mit 47.458 beteiligten Unternehmen[2].

Duale Studiengänge sind sowohl bei Studierenden als auch bei Unternehmen sehr beliebt. Die Vorteile für die Unternehmen sind einerseits die frühe Bindung von qualifiziertem Nachwuchs, die schnelle Eingliederung in die betrieblichen Abläufe und die frühzeitige Sicherung von qualifiziertem und belastbarem Fachpersonal für anspruchsvolle Positionen im Unternehmen. Bei Studierenden liegen die Vorteile in der Verzahnung von beruflicher Ausbildung mit dem dazu passenden wissenschaftlichen Hintergrund. Dadurch können Theorie und Praxis nachhaltig verinnerlicht werden. In der Regel werde bei einem dualen Bachelorstudium ca. zwei Jahre und mehr an Ausbildungszeit eingespart und durch die Ausbildungsvergütung besteht eine finanzielle Unabhängigkeit über die gesamte Ausbildungszeit. Ein weiterer positiver Aspekt ist die hohe übernahmequote der Absolventinnen und Absolventen.

Grundsätzlich eignen sich alle Berufssparten für ein duales Studienmodell. Die Ingenieurwissenschaftlichen und die wirtschaftswissenschaftlichen Fächer stellen jedoch mit mehr als 70% aller dualen Studienprogramme den größten Anteil. Gefolgt von der Fachrichtung Informatik mit 12%[3]. Die Bezeichnung ,,dualer Studiengang“ ist nicht allgemeingültig definiert.

Zwischen den einzelnen Formen der dualen Studienangebote gibt es keine festen Grenzen.

Duale BachelorStudiengänge werden grob in drei unterschiedliche Formen eingeteilt.

1) Ausbildungsintegrierende duale Studiengänge

In diesem Fall wird ein Hochschulstudium mit einer anerkannten Berufsausbildung verknüpft. Die Absolventinnen und Absolventen erhalten einen Bachelorabschluss der Hochschule und den Abschluss im entsprechenden Ausbildungsberuf nach Bundesinstitut für Berufsbildung, wie zuvor beschrieben. Voraussetzung ist der Abschluss eines Ausbildungsvertrages mit dem Unternehmen.

Die theoretische Ausbildung findet entweder in einer kooperierenden Berufsschule statt oder wird von der Hochschule übernommen. Voraussetzung für die Einschreibung ist die Hochschulreife und ein Interview, wobei die endgültige Auswahl der Studierenden von den Unternehmen getroffen wird. Die Studiendauer beträgt sieben bis neun Semester. In Deutschland wählen ca. 35% aller dual Studierenden diese Form.

2) Praxisintegrierende duale Studiengänge

Das Studium setzt sich bei dieser Form aus Studienphasen und längeren Phasen in einem Unternehmen zusammen. Die Absolventinnen und Absolventen erhalten nur den Hochschulabschluss und normalerweise keinen Berufsabschluss. Die Verzahnung der theoretischen Inhalte im Studium und der praktischen Inhalte im Unternehmen wird durch enge Absprachen zwischen Hochschule und Unternehmen hergestellt. Auch hier werden ein Ausbildungsvertrag mit einem Unternehmen und eine Hochschulzugangsberechtigung für die Einschreibung an der Hochschule benötigt. Die erste Auswahl wird üblicherweise auch bei dieser Form von den Unternehmen getroffen. In Deutschland studieren ca. 50% aller dual Studierenden nach diesem Modell. Das Studium dauert meist sechs bis acht Semester. Bei Bedarf können die Absolventen zusätzlich einen Berufsabschluss nach Bundesinstitut für Berufsbildung nachträglich erwerben. Von allen denkbaren Varianten erscheint dieses Modell eine gute Grundlage zum Aufbau eines dualen Studienmodells in China zu sein.

3) Mischformen der dualen Studienmodelle

Eine wachsende Anzahl von dualen Studienmodellen lässt sich nicht eindeutig einer der beiden vorgenannten Modelle zuordnen. Ca. 14% der dualen Studiengänge sind individuelle Formen, die sich meistens aus den Anforderungen der Unternehmen ergeben. Die Einzelheiten sind in einem Vertrag mit dem Unternehmen geregelt. Für die Zulassung gelten die bereits unter 1) und 2) genannten Voraussetzungen.

3 Duales Studieren an Berufsakademien und Fachhochschulen

Das praxisnahe Studium an Fachhochschulen ist eine gute Grundlage für ein duales Studium. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die dualen Studienangebote an Fachhochschulen und den Fachhochschulen gleichgestellten Berufsakademien oder dualen Hochschulen deutlich überwiegen.

Duale Studiengänge an den wissenschaftlichen Universitäten in Deutschland sind eher die Ausnahme.

Die Professorinnen und Professoren der Fachhochschulen sind alle promoviert und haben in der Regel alle eine mindestens fünfjährige Berufserfahrung, bevor sie sich auf eine Professur bewerben können.

Sie verfügen somit über eine wissenschaftliche und eine praktische Erfahrung. Zudem kennen sie die Abläufe in den Unternehmen und können damit die Betreuung der Studierenden optimal sicherstellen.

Sie spielen außerdem eine wichtige Rolle als Bindeglieder zwischen den Unternehmen und der Hochschule. Vor diesem Hintergrund sind duale Studiengänge auch ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal für die anwendungsnahen Hochschulen in Deutschland. Duale Studiengänge lassen sich nahtlos in das Portfolio der Fachhochschulen integrieren. Zudem erweitern sie das Netzwerk mit den Unternehmen und stellen die anwendungsnahe Forschung auf eine breitere Basis.

4 Export Dualer Studienmodelle nach China

Der Export des dualen Studienmodells nach China stellt für den chinesischen Arbeitsmarkt ebenfalls eine sehr gute Perspektive dar. Die unmittelbar in das Unternehmen integrierbaren Absolventinnen und Absolventen sind gute Stützen für die wirtschaftliche Entwicklung. In vielen Unternehmen können Managementfunktionen aus Mangel an qualifizierten Personen nicht oder nur schwer besetzt werden.

In Deutschland hat sich gezeigt, dass gerade die Absolventinnen und Absolventen von dualen Studiengängen für anspruchsvolle Stellen in den Unternehmen besonders geeignet sind. Sie sind einerseits sehr gut organisiert und andererseits hoch belastbar. Der seminaristisch durchgeführte Unterricht findet bei dualen Studiengängen üblicherweise in kleineren Gruppen statt. Dadurch lernen die Studierenden bereits im Studium sich in Teams zu behaupten. Die chinesische Wirtschaft braucht genau solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Auf der anderen Seite sind die Voraussetzungen in China für die Einführung des deutschen dualen Studienmodells nicht besonders gut gegeben. Sowohl die Berufsausbildung als auch das Studium an den chinesischen Hochschulen sind schwer vergleichbar mit den Bedingungen in Deutschland. Duale Studiengänge in China zu entwickeln ist deshalb kein triviales Vorhaben. Im Gegenteil, es wird viele Anstrengungen kosten, um gemeinsam einen neuen Weg zu erkunden, der an das gewünschte Ziel führt. Dabei ist aber stets zu achten, dass die wichtigen Merkmale und Vorteile des dualen Studiums nicht verloren gehen.

Eine wichtige Voraussetzung ist deshalb zunächst genau zu verstehen, welche Anforderungen das gemeinsame Vorhaben an alle Beteiligten stellt. Eine zentrale Rolle bei dualen Studienprogrammen spielen die Studierenden. In Deutschland sind es die jungen Menschen selbst, die sich zunächst für einen Beruf entscheiden. Danach suchen sie selbst ein Unternehmen, bei dem sie den berufspraktischen Teil des Studiums durchführen wollen. Die Hochschule kann die Bewerber zwar unterstützen, aber letztlich wird bei den Bewerberinnen und Bewerbern ein hohes Maß an Selbstständigkeit vorausgesetzt. In China hingegen wachsen Kinder oft sehr behütet auf. Die Eltern begleiten den Entwicklungsprozess ihrer Kinder sehr intensiv, so dass sich deren eigenverantwortliches Handeln erst im späteren Verlauf des Lebens einstellt. Oft beeinflussen die Eltern ihre Kinder bei der Wahl ihres Studienfachs mehr oder weniger stark.

Im Hinblick auf die Suche nach einem geeigneten Unternehmen werden sich deshalb die meisten chinesischen Studienbewerberinnen und-bewerber schwer tun. Für eine Einschreibung benötigt man die Hochschulzugangsberechtigung und einen Ausbildungsvertrag mit einem Unternehmen. Die besondere Hürde stellt dabei der Vertrag mit einem Unternehmen dar. Der Prozess sieht für eine Vorauswahl der Bewerberinnen und Bewerbern eine schriftliche Bewerbung mit allen notwendigen Informationen vor.

In einem zweiten Schritt führen die Unternehmen ein Auswahlgespräch durch, bei dem neben den notwendigen fachlichen Voraussetzungen auch die persönlichen Eigenschaften bewertet werden.

Hierbei geht es vor allem um soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Flexibilität usw. Die Unternehmen suchen sich die jungen Menschen heraus, die einerseits beste schulische Leistungen vorweisen können, die die geforderten sozialen Kompetenzen haben und die gut in das Team im Unternehmen passen. Gelingt es, diesen Bewerbungsprozess mit Erfolg zu bestehen, bietet das Unternehmen in der Regel hervorragende Chancen während der Ausbildung. Meistens bieten sie auch im Anschluss an die Ausbildung beste Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen an.

Schließlich haben diese Absolventinnen und Absolventen gezeigt, dass sie gut mit schwierigen Situationen umgehen können und eine wertvolle Stütze im Unternehmen darstellen. Ob sich das duale Studienmodell in China etablieren kann, hängt deshalb auch davon ab, ob die Unternehmen die qualifizierte junge Bewerberinnen und Bewerber finden können. Wenn nämlich ein Unternehmen schlechte Erfahrungen bei der Auswahl der Studierenden macht, wird es von diesem Ausbildungsmodell Abstand nehmen. Es wäre deshalb auch in China notwendig, dass sich die Unternehmen intensiv an den Kosten der Ausbildung beteiligen, oder sie sogar komplett übernehmen. Das bedeutet, dass den Studierenden monatlich eine auskömmliche Ausbildungsvergütung ausbezahlt wird. Für selbstständige und leistungsfähige Jugendliche wäre dies sicherlich ein weiterer Anreiz, sich zu bewerben. In Deutschland übernehmen die Unternehmen neben der vertraglich geregelten Ausbildungsvergütung auch noch die Studiengebühren.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Betreuung der berufspraktischen Ausbildung in den Unternehmen. Hierfür müssen qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Unternehmen bereitgestellt werden, damit die festgelegten Ausbildungsziele nachweislich erreicht werden können. Für die Vermittlung der theoretischen Grundlagen zum Verständnis der berufspraktischen Prozesse werden spezielle Lehrkräfte benötigt. Diesen Teil der Lehre übernehmen in Deutschland entweder kooperierende Berufsschulen oder die Hochschulen selbst. Welches Modell sich für China eignet, muss sich herausstellen. Jedenfalls ist es unabdingbar, dass die Lehrenden sowohl über ausgeprägte Praxisken-ntnisse als auch über das entsprechende Theoriewissen verfügen.

Dual studieren bedeutet, dass die Studierende zwischen Hochschule und Unternehmen oder vielleicht sogar zwischen Hochschule, Unternehmen und einer dritten beruflichen Schule/Hochschule hin und her bewegen müssen. Der Anteil der berufspraktischen Ausbildung im Unternehmen an der gesamten Studiendauer kann dabei 30% bis 50% betragen. Dadurch ergeben sich verschiedene denkbare Varianten der zeitlichen Kombination der Zeitspannen im Unternehmen und der jeweiligen Hochschule. In Deutschland haben sich verschiedene Varianten herauskristallisiert.

1) Die Studierenden verbringen abwechselnd ein Semester an der Hochschule und ein Semester im Unternehmen.

2) Das Studium wird in Trimester organisiert und die Trimester wechseln sich regelmäßig oder unregelmäßig ab.

3) Der Wechsel des Ausbildungsortes findet wöchentlich oder monatlich statt.

4) Die Studierenden verbringen 2 Tage im Unternehmen und drei Tage an der Hochschule.

Welches Modell am besten geeignet ist hängt vom Berufszweig ab, da ggf. eine permanente Unterbrechung der Arbeitsabläufe nicht sinnvoll möglich ist. Aber auch die Entfernung der Hochschule vom Unternehmen bzw. den Unternehmen spielt eine Rolle. Daneben können auch weitere Gründe für individuelle Lösungen von Bedeutung sein.

5 Schlussfolgerungen

In dualen Studiengängen werden die Studierenden praxisnahe und wissenschaftsbezogen ausgebildet und können ihr Wissen im Unternehmen direkt anwenden. Durch die Kombination von berufspraktischer Ausbildung und wissenschaftlichem Studium wird die Einarbeitungszeit im Unternehmen stark verkürzt. Dual Studierende überzeugen durch ihre Belastbarkeit und ihre sozialen Fähigkeiten, die in der heutigen Arbeitswelt zunehmend gebraucht werden. Durch den engen Kontakt der Unternehmen mit den Hochschulen eröffnen sich gute Möglichkeiten auf dem Gebiet der angewandten Forschung und des Technologietransfers. Durch die große Nähe zwischen den Unternehmen, den Hochschulen und den Studierenden wird das Wissen an realen Problemstellungen vermittelt. Durch Projektarbeit und andere aktivierende Lehrmethoden wird die Lernmotivation erheblich gesteigert. Durch die hohe Motivation und Qualifikation der Studierenden wird die Regelstudienzeit weit überdurchschnittlich gut eingehalten und gleichzeitig die Abbrecherquote minimiert. Studierende profitieren von der Verzahnung von Theorie und Praxis, wodurch sie sich das Wissen nachhaltig aneignen. Sie lernen in kleinen Gruppen und stärken dadurch ihre sozialen Fähigkeiten(soft skills). Die Ausbildungsvergütung stellt die Studierenden über die gesamte Studienzeit auf eigene Füße. Für Studierende aus finanziell benachteiligten Familien eröffnen sich dadurch neue Aufstiegsmöglichkeiten. Bereits während der Studienzeit entsteht eine enge Bindung zwischen dem Unternehmen und den Studierenden. In fast allen Fällen erhalten die Absolventen eines dualen Studiengangs einen Arbeitsplatz mit guten Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen. Bei Bedarf können die Absolventinnen und Absolventen ihre Ausbildung durch ein Masterstudium bis hin zur Promotion weiterführen.